Osteoporotische Wirbelfrakturen
Zu den häufigsten Ursachen gehören die postmenopausale Osteoporose, die Altersosteoporose und die Osteoporose als Folge einer langen Kortisontherapie. Selbst bei fehlender oder geringer äußerer Gewalteinwirkung kann es bei Osteoporose zu Brüchen der Wirbel kommen, zum Beispiel beim Husten oder Nießen. In Deutschland erleidet, in der Altersgruppe der über 50-Jährigen, jede dritte Frau und jeder fünfte Mann einen osteoporotischen Knochenbruch. Wirbelbrüche machen hier einen Anteil von 40% aus. Verheilt ein Wirbelbruch in seiner zusammengebrochenen Struktur, steigt das Risiko für weitere Wirbelbrüche stark an. Das Risiko für weitere Wirbelfrakturen bei einem gebrochenen Wirbel steigt um ca. das 3-Fache, bei zwei gebrochenen Wirbel bereits um das nahezu 10-Fache an.
Welche Beschwerden macht ein osteoporotischer Wirbelbruch?
Zu den typischen Beschwerden bei einem Wirbelbruch in Folge einer Osteoporose gehören Schmerzen. Während ein Teil der Betroffenen beschwerdefrei bleiben können, klagen die allermeisten Patienten über schwerste, teils auch ausstrahlende Beschwerden mit erheblicher Einschränkung alltäglicher Bewegungsabläufe. Selten sind hingegen neurologische Symptome, wie zum Beispiel Lähmungserscheinungen oder eine gestörte bzw. veränderte Gefühlswahrnehmung, was viele betroffene Menschen als Kribbelmißempfindungen oder Taubheitsgefühle bemerken. Eine veränderte Selbstwahrnehmung und weitere Einbußen der Lebensqualität sind Folge einer Abnahme der Körpergröße bei eingebrochenen Wirbeln und möglicher Ausbildung eines Buckels.
Wie kann mein Arzt einen gebrochenen Wirbelkörper feststellen?
Neben der typischen Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung sind bildgebende Verfahren Mittel der Wahl zur Diagnosesicherung eines gebrochenen Wirbels.Ein Röntgenbild des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts kann die Höhenminderung des gebrochenen Wirbels zeigen. Eine ergänzende kernspintomographische Untersuchung (MRT) kann Aufschluss über das Alter der Fraktur geben und eine Computertomographie (CT) kann die Einteilung des Wirbelbruchs erleichtern. Die Messung der Knochendichte (Osteodensitometrie) kann Auskunft über die Knochenqualität und eine eventuell erforderliche medikamentöse Osteoporosebehandlung Auskunft geben.
Wie wird mein gebrochener Wirbel behandelt?
Grundsätzlich gibt es auch bei osteoporotischen Wirbelfrakturen konservative und operative Behandlungskonzepte. Entsprechend den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO-Schema) sollte eine entsprechende medikamentöse Schmerztherapie und eine gezielte Mobilisation der Patienten erfolgen. Die Notwendigkeit für eine Korsettversorgung wird weiterhin kontrovers diskutiert. Sollte ihr Arzt eine operative Behandlung als erforderlich ansehen, in Abhängigkeit der Beschwerden des betroffenen Patienten und den Befunden der bildgebenden Verfahren, wie Röntgen, MRT oder CT ist, laut Leitlinien des Dachverbands der Osteologie, die „Kyphoplastie“ das gängigste OP-Verfahren. Durch die „Kyphoplastie“ kann auch der Höhenverlust des gebrochenen Wirbelkörpers mit Hilfe eines vorübergehend eingebrachten Ballons behandelt und die Wirbelstruktur stabilisiert werden. Nur bei höhergradigen Wirbelfrakturen und Fehlstellung der Wirbelsäule sind auch instrumentierende Eingriffe mit einem Schrauben-Stab-System vonnöten.
Welche Besonderheit gibt es im Wirbelsäulenzentrum Fulda I Main I Kinzig?
Eine besondere Form der „Kyphoplastie“ stellt die „Elastoplastie“ dar. Die „Elastoplastie“ ist die bevorzugte Behandlungsalternative in unserem Zentrum, um gebrochene Wirbel zu behandeln. Die technische Durchführung der Operation bei einer „Elastoplastie“ entspricht genau der der „Kyphoplastie“. Jedoch verwenden wir ein Silikonelastomer zur Stabilisierung des Wirbelkörpers, anders bei der „Kyphoplastie“, wo Knochenzement Anwendung findet. Das verwendete Silikon hat geringere chemische Nebenwirkungen, ist in seiner Festigkeit dem Knochen verwandt und es wird die Entwicklung von Hitze vermieden, was ansonsten die guten Knochenzellen schädigen kann.
„Die osteoporotische Wirbelfraktur , Moderne Therapiealgorithmen einer Volkskrankheit“: Delank, K.-St., Siekmann, H., Gräper, J., Department für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Halle (Saale); Ärzteblatt Sachsen-Anhalt 0102/2014