Behandlung chronischer Schmerzen mittels Neurostimulation

Behandlung chronischer Schmerzen mittels Neurostimulation

Dr. Friederike Gamm zum Thema Neurostimulation
Dr. Friederike Gamm zum Thema Neurostimulation

Chronische Schmerzen sind ein weit verbreitetes Krankheitsbild in unserer Gesellschaft. Schätzungen besagen, dass jeder 5. Erwachsene in Europa unter chronischen Schmerzen leidet. Zumeist haben diese Menschen einen langen Leidensweg zu berichten und haben die allgemein bekannten Therapien bereits durchgeführt und sind dennoch stark Schmerz geplagt und dadurch in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt und möglicherweise auch nicht mehr arbeitsfähig.

© Medtronic, 2018

Häufig behandeln auch wir als Neurochirurgen Patienten mit chronischen Wirbelsäulenschmerzen, so dass sich die Frage stellt, was wir auf unserem Fachgebiet für diese Patienten tun können. Unter anderem kann die Neurostimulation eine gute Therapie sein um Schmerzen zu lindern, die Lebensqualität dadurch verbessern und Schmerzmittel zu reduzieren.

Die Neurostimulation ist eine Therapieform bei der schwache elektrische Impulse die Schmerzsignale auf ihrem Weg zum Gehirn abfangen und durch ein Kribbelgefühl in der Schmerzregion ersetzen. Dafür werden dünne Impulsgeber, sogenannte Elektroden, die die schwachen elektrischen Impulse abgeben, in Rückenmarksnähe oder in der Nähe peripherer Nerven platziert. Ein kleiner Stromgenerator, der sogenannte Neurostimulator, wird oberflächlich unter die Haut – in der Regel den Bauchraum oder die Gesäßregion – eingesetzt und mit der/den Elektroden verbunden. Der Neurostimulator erzeugt die schwachen elektrischen Impulse, welche der Patient dann als angenehmes Kribbeln wahrnimmt. Die Stimulatoren könne dann an die individuellen Bedürfnisse jedes Patienten angepasst werden. Mit einem Handgerät kann der Patient, ähnlich einer Fernbedienung, die Intensität der Impulse je nach Schmerzstärke anpassen.

© Medtronic, 2018

Ein wesentlicher Vorteil der Neurostimulation ist, dass der Patient die Neurostimulation ausprobieren kann, bevor er sich für das permanente Implantieren des Neurostimulators entscheidet. Für die ca. 7-10 Tage dauernde Testphase werden zunächst die Impulsgeber, die Elektroden, in einem kleinen operativen Eingriff in örtlicher Betäubung eingesetzt und der „Stromgeber“, der spätere Neurostimulator, zunächst außerhalb des Körpers auf der Haut angebracht. In dieser Testphase kann eine normale Belastung erfolgen, denn es soll unter anderem der Erfolg der Neurostimulation im Alltag getestet werden. Eine Einweisung in das Handgerät und die Bedienung erfolgt durch die Herstellerfirma direkt nach Einsetzen der Elektroden. Nach etwa einer Woche werden dann die Erfahrungen mit der Neurostimulation besprochen und abgefragt, um wieviel Prozent sich der Schmerz gebessert hat, die Neurostimulation positive Effekte auf den Alltag hat oder sogar bereits Schmerzmittel reduziert werden konnten. Sollte sich ein guter Effekt der Neurostimulation zeigen, wird in einem zweiten operativen Eingriff in Vollnarkose der Neurostimulator dauerhaft unter die Haut platziert, damit dieser auch von außen nicht mehr sichtbar ist. Dieser Neurostimulator ist in der Regel wieder aufladbar und wird schmerzlos über die Haut wieder aufgeladen.

© Medtronic, 2018

Viele Patienten mit chronischen Schmerzen erfahren mit der Neurostimulationstherapie eine deutliche Schmerzlinderung und eine deutlich verbesserte Lebensqualität. Diese Therapie ist ein wichtiger und erfolgversprechender Baustein in der Therapie der chronischen Schmerzen.